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Geschichte einer unvergesslichen Katze

Das erste mal wo ich Hexe sah, war in einem Tierheim. Sie war eingesperrt in einem kleinen Käfig, abgesondert von den anderen Katzen. In diesem Moment fragte ich mich, warum das so ist, aber es wurde mir sehr schnell klar. Sie ging auf andere Katzen los und keiner wollte sie haben, daher war sie doch erstmal 1 Jahr alt.
Meine Mutter wollte unbedingt eine Katze haben, aber Hexe sollte es in diesem Moment auf keinen Fall sein. Sie entschied sich für eine kleine Katze und taufte sie Lisa, lies sich aber breitschlagen Hexe umsonst mitzunehmen.
Sie war eine so schöne Katze, schwarz weiß gescheckt mit einem schwarzen Kinn und einem weißen Blitz auf ihrer Stirn. Sie war unverwechselbar.
In den ersten Tagen versteckte sie sich nur, und wenn sie sich dann doch einmal blicken lies, wurde alles gekratzt und gebissen, was ihr in die Quere kam. Bei Hexe war der Name Programm. Nach einigen Wochen wurde sie dann zutraulicher, aber streicheln durfte man sie nicht. Sie war viel lieber draußen, Mäuse jagen. Eines Tages, als ich von der Schule zurück kam geschah ein Wunder. Ich ging in mein Zimmer und dort lag sie auf meinem Bett.
Das war das erste Mal, dass ich sie streicheln durfte. Meine Mutter und mein Vater konnten es auch nicht glauben. Ab diesem Tag wich hexe nicht mehr von meiner Seite. Wenn ich aus der Schule kam, wartete sie schon auf mich, in meinem Bett. Egal was ich auch aß oder trank, sie wollte auch. Sie aß mit von meinem Hamburger, trank mit von meiner Milch usw.
Eines Tages, ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen, wollte hexe wieder nach draußen. Ich öffnete ihr die Tür und schaute ihr nach. Auf halbem Wege drehte sie sich noch einmal um, als ob sie sagen wollte, lebe wohl. Dann verschwand sie um die Ecke. Am nächsten Tag kam ich von der Schule, aber Hexe war nicht da.
Wo war sie nur? Wo war meine geliebte Katze? Tage vergingen, aber es gab keine Spur von ihr. Wir setzten Anzeigen in die Zeitung, ließen sogar eine Durchsage im Radio machen, aber niemand wusste etwas. Meine Mutter hatte den Glauben, dass sie lebt schon verloren, doch ich konnte sie einfach nicht vergessen. Nach vielen Wochen, sprach meine Mutter mit einer Frau aus der Nachbarschaft, die die Gewissheit brachte, dass Hexe nicht mehr unter uns weilt.
Als meine Mutter dann tränenüberströmt nach Hause kam überbrachte sie mir die traurige Nachricht. Ich konnte und wollte es nicht glauben, ich sackte zu Boden. Dann stand ich auf lief in mein Zimmer und weinte. Meine Mutter setzte sich neben mich und erzählte mir, wie sie ums Leben gekommen war.
Es war kurz vor halb zwölf, als Hexe die Straße überqueren wollte. Ein viel zu schnelles Auto rammte sie und sie flog auf die andere Straßenseite, aber der Autofahrer fuhr einfach weiter. Hexe war zäh. Schwer verletzt und mit letzten Kräften wollte sie aufstehen um noch das letzte Stück bis auf den Bürgersteig zu schaffen. Nur leider war das kurz vor einer Bushaltestelle. Ein Bus kam und sie wurde überfahren. Mit den letzten Zügen ihres Lebens schleppte sie sich auf den Bürgersteig, wo sie dann in den Armen einer fremden Frau starb. Sogar ein Notarzt war da, weil ein Mädchen alles beobachtet hat und zusammenbrach. Der Arzt versuchte Hexe zu reanimieren, aber nichts half mehr. Sie war Tod.
Vor Trauer konnte ich nichts mehr essen, ich konnte nicht mehr schlafen, und das Tage lang. Ich fragte mich, warum ich nicht da war, als sie mich am meisten gebraucht hat.
Meine Katze musste nur sterben, weil so ein Raser nicht vom Gas gehen konnte. Sie war grade mal 5 Jahre alt als sie starb.
Ich bekam einen neuen Kater. Tiger ist sein Name. Aber es ist nicht dasselbe. Selbst heute, 4 Jahre später trauere ich immer noch um meine geliebte einzigartige Hexe.

Auch meine Mutters Katze Lisa starb 2 Jahre später an einer schweren Vergiftung. Sie hatte die neuste Art Rattengift gefressen, wo man den Tieren gar nichts anmerkt. Sie wurde 6 Jahre alt.

In Gedenken an Hexe * Mai 1996 + Februar 2002 und Lisa * 16 Mai 1997 + 16 Mai 2004

Vielen Dank an Julia (05. Oktober 2006)