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Ein Kater findet sein zu Hause

Ich habe mich gut eingelebt. Aber, Abwechslung muss ja auch sein. Die hatte ich ja immer, mit denen, die auch draußen leben. Und tief fliegen. Und so habe ich sie mir mit einem Tatzenhieb vom Himmel geholt. Und so sitze ich eines Tages auf meiner Terrasse, genieße die Frühjahrsonne. Nur Dosine ist da, sie hat die Schiebetür offen und ich kann rein und raus und rein und ... Ihr wisst schon.

Beim Sonnen werde ich von zwei Schatten überflogen, sie füttern ihr schon flugfähiges Kind im Nachbarbaum. Elstern! Und da muss ich doch mal testen, was ich noch und was das Junge schon kann. Es will den Eltern wohl zeigen, was es schon beherrscht - und kommt über mir vorbei. Tatz – zu tief ist es geflogen. Ich nehme es vorsichtig in Maul und bringe es in mein Haus. An Dosine vorbei, nach oben ins Arbeitszimmer.
Dort lasse ich es fliegen. Und gucke zu, wie es von der Fensterbank zum Regal zum Schreibtischstuhl fliegt. Es will und muss ja üben. Ich gucke und tatze manchmal, aber immer so, dass es ihm nicht schadet. Dosine hat die Schiebetür vor den besorgten Vogeleltern geschlossen und kommt hoch.

Doch mich ablenken und das Fenster öffnen, damit der Vogel raus kann, ich aber nicht, ist nicht einfach. Zu ihrem Glück kommen des Pförtners Eltern und helfen. Ich bin kurz unaufmerksam – und schon ist der Vogel draußen und das Fenster wieder zu. Also renne ich schnell runter, aber die Schiebetür ist ja zu. Und draußen zetern die Vogeleltern. Schade um das schöne Spiel. Doch meine Leute beschäftigen sich heftig mit mir, spielen "Pömmpel" mit mir (Schnürsenkel oder Gardinenband, das sie hüpfen lassen) und "kegeln" mit Katzenleckerli. Dann lass' ich mich halt ablenken. Doch beim nächsten Mal...

Ok, mit der jungen Elster haben sie mich ausgetrickst, aber wie wär's denn mit Mäusen? Davon gibt es einige im Nachbargarten, an der Gartenhütte, und fangen kann ich sie leicht. Lebend natürlich, ich muss ja nicht mehr davon leben. Und ich kann Ihnen meine Kunst direkt vorführen. Und so bringe ich denn immer wieder eine große oder kleine mit nach Hause. Und spiele mit ihr, mal allein, mal mit meinem Pförtner, der auch ganz begeistert ist. Leider gewinnt er oft (er spielt mit Hilfsmitteln, ich ohne) und dann sind die Mäuse wieder draußen. Aber ich habe Ausdauer, bin wetterfest – und sitze auch bei Regen oft stundenlang am Mäuseloch. Zwar kontrollieren sie mein Mäulchen, wenn sie mich rein lassen, aber nachts schlafen sie und ich komme durch die Klappe. Auch mit lebender Maus. Dann finden sie morgens nur die Knittel – bis die Maus vor Hunger ans Katzenfutter geht. Dann spielen wir wieder, mit und ohne Hilfsmittel. Doch der Pförtner ist gut – und die Maus kommt wieder nach draußen. Bis zum nächsten Mal.

Vielen Dank an Annette (20. Dezember 2011)