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Ein Kater findet sein zu Hause

Es ist Donnerstag, 19. August 2004, früh am Morgen. Der Zugang ist – nur für Tiere wahrnehmbar - markiert, doch ich frage besser noch mal nach. Miau, miiaauu mache ich vor der Tür – um 5.30 Uhr! Wird die Tür geöffnet? Ein Mensch kommt, sucht, schaut, und dann stürme ich an dem Pförtner vorbei direkt zum Frühstückstisch. Teddy hat also richtig markiert, ein Hund, auf den man sich verlassen kann. Er hat ja lange genug auf der Straße gelebt und unsere Schrift gelernt.

Ich fange dann schon mal an zu essen, es kommt ja keiner zum Frühstück! Und die Kalbsleberwurst soll ja nicht verderben. Die beiden Menschen des Hauses – mein Pförtner kommt mit seiner Frau – staunen, doch die Überraschung ist größer als das Schimpfen. Jetzt könnte ich schlafen, und ich habe Glück. Die künftige Dosine ist krank, bleibt auch noch im Bett. Und die beiden lassen mich dort schlafen. An ihre Beine gekuschelt. Als sie zum Arzt geht, lässt sie mich kurz allein, aber ich muss nicht raus. Ich habe keine Angst, dass ich eingesperrt werde. Und sie kommt wieder. Mittags gibt es Hähnchen, Reste vom Tag zuvor. Ich darf mit essen. Man, habe ich Hunger. Davor hatte sie es mit Hundefutter versucht, aber ich will nicht bellen. Hähnchen ist lecker – und ich kann schon wieder schlafen. Dann kommt auch der Pförtner von heute früh zurück. Beide sind gegen Katzen allergisch, sie heulen, niesen – aber ich darf bleiben. Weil sie für Teddy natürlich kein Katzenklo haben, haben sie mir eine Plastikwanne mit Torf gefüllt – fast so wie draußen und ich nehme das gerne an.

Freitagmorgen ist recht friedlich. Der Pförtner ist arbeiten, Dosine ist krank geschrieben und schläft genau so viel wie ich. Nachmittags kommt er; ich bin wohl angekommen. Doch oh Schreck! Die kommen mit einer Tasche. Ich werde hinein gesetzt, auf Tücher und Papier. Und sie machen dunkel. Dann schaukelt das Ganze durch die Luft, in ein Auto- ich werde abgestellt. Doch so nicht, Freunde, so nicht. Teddy hat geschrieben, ich könnte bei Euch einziehen. Weil er bei Opa lebt und ihr beiden eh keinen Hund haben könnt. Mal sehen. Ja, ich kriege die Tasche auf, komme raus und renne schnell wieder heim. Das war doch ein Irrtum! Die wollten sicher mit mir Gassi gehen, Hundemenschen halt. Sie kommen rein, sehen mich – und lachen. Sie wollten wissen, ob ich Kater oder Katze bin, einen Chip oder ein bei meinem schwarzen Fell recht schlecht lesbares Tatoo trage und jemandem "gehöre". Und natürlich, ob ich gesund bin. Und wie alt und so. Aber für heute ist das wohl abgewendet.

Samstag, kein arbeiten gehen, also geht mein Pförtner einkaufen. Für mich! Er hat Katzenfutter gekauft. Und zwei Klos – damit ich in jeder Etage eins habe. Und Streu. Und ein Buch mit 'Pflegeanleitungen', weil sie mich nicht immer verstehen. Sie haben halt nur "hündisch" gelernt. Aber sie sind lernwillig, akzeptieren ihren Schnupfen und bringen mich nicht zur Sammelstelle (Tierheim heißt das, glaube ich). Oder doch? Er hat auch eine Kiste mit Griff mitgebracht, dahin werde ich gesteckt, schaukle wieder und komme ins Auto. Jetzt kann ich mich nicht befreien und so fahren wir drei los. Hilfe, mir wird schlecht. Ich schreie und sabbere und ... Dosine redet auf mich ein, ruhig, nett, aber ... Dann schaukelt es wieder – und ich komme zur Ärztin. Ich renne sofort aus der Kiste als die aufmachen, suche Schutz unter dem Schreibtisch. Doch die Ärztin packt mich, guckt unverschämt genau unter meinen Schwanz – und verkündet, dass ich ein Kater bin. Ich werde spontan getauft (Herrchen darf den Katernamen vergeben) und hier bin ich

PLATO

(ich bin jetzt 8 Jahre, vielleicht hört ihr ja wieder von mir)

Vielen Dank an Annette (30. September 2011)