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Wer ist Kater Kasimir?
Copyright: Peter Krackowizer

Kater Kasimir wurde auf einem Bauernhof geboren und nach ein paar Monaten unserer Familie geschenkt, die in der Nähe einer großen Stadt wohnt. Es war in der Weihnachtszeit als er zu uns kam.
Zuerst war er noch sehr scheu. Denn auf dem Bauernhof durften Katzen nicht ins Haus. Sie wohnten in der Scheune oder im Stall bei den anderen Tieren. Aber bei uns durfte er ins Haus, ja sogar ins Wohnzimmer. Und das war ihm am Anfang sehr ungewohnt.
Er traute sich nur bei der Haustüre hinein und blieb immer im Vorhaus sitzen. Es dauerte also einige Zeit, bis sich Kasimir in seiner neuen Umgebung eingelebt hatte.

Nach wenigen Monaten war aber Kasimir schon DER Kater unter den Katern in der Umgebung. Manchmal stritt er sich auch mit anderen Katzen und kam dann schon mal zerkratzt und zersaust nach Hause.
Er konnte auch ganz schön lästig sein. Wenn er am späten Abend nochmals hinaus wollte, konnte es passieren, dass er dann erst wieder um drei Uhr früh heimkam. Und weil wir keine Katzentüre hatten, kletterte er auf den Balkon, setzte sich vor die Schlafzimmertür und begann zu Miauen. So lange, bis einer aufstand und ihn herein ließ.
Und manchmal trieb er es noch bunter mit uns. Wenn er ganz lästig wart, dann wollte er eine Stunde später wieder hinaus und fing wieder zu Miauen an. Und wieder mußte jemand von der Familie aufstehen, um den Herrn Kasimir mitten in der Nacht ins Freie zu lassen.
Er ließ es sich also immer recht gut gehen. Nicht weit von unserem Haus entfernt floß ein Fluß. Und was suchte Kasimir im Fluß, was glaubt Ihr? Richtig, Fische. Die fing Kasimir für sein Leben gerne. Aber auch sonst strolchte er viel herum. Manchmal kam er ganz satt und zufrieden nach Hause.
Dann fragte ich mich immer, was er wohl gemacht hatte und wo er gefüttert wurde. Und weil ich das einmal genau wissen wollte, schlich ich ihm eines Tages nach.

Kater Kasimir und das Spielkasino

Wie üblich schlief Kasimir auf seinem Sofa (Opa hatte Kasimir ein altes Sofa hingestellt, damit er es recht gemütlich hatte). Aber, der Schlingel, er schlief gar nicht richtig. Er wartete, bis sein Frauchen und sein Herrchen - das bin ich - das Haus verlassen hatten.
Ich schlich mich aber durch die Garage wieder ins Haus. Und was glaubt Ihr, hatte ich da gesehen?
Kater Kasimir blinzelte nach links, nach rechts und lief schnurstracks in die Küche. Dort machte er mit seinen Pfoten den Schrank auf, in dem sein Futter aufbewahrt wurde, so kleine Kekse aus gepreßtem Katzenfutter. Kasimir nahm zwei Pfoten voll davon heraus und steckte sie in eine Tasche, die er sich umhängte. Dann lief er eilig bei der offenstehenden Balkontür hinaus und kletterte in den Garten.
Ich folgte ihm bis zu einem Bauernhof. Dort hörte ich schon von weitem ein Miauen, das es eine Freude war. Ich schlich mich an die Scheune und schaute durch einen Spalt in der Bretterwand hinein. Drinnen saßen alle Katzen der Umgebung und spielten Karten. Wie Ihr vielleicht wißt, kann man beim Kartenspielen ja auch um Geld spielen. Aber unsere Katzen spielten um Katzenfutter, um diese Kekse. In einem Eck, an einem runden Tisch, entdeckte ich Kasimir. Er saß schon ganz gebannt da, hatte seinen Spieleinsatz, die Katzenkekse, neben sich aufgestapelt und begann gerade mit dem Kartenspielen.

In einer anderen Ecke bemerkte ich eine Katzenbar. Hinter der Theke stand eine große weiße Katze und verkaufte Milch in kleinen Schüsserl. Katzen, die durstig waren, mußten zwei Kekse für ein Schüsserl Milch zahlen. Ein ganz großer, wild drein schauender Kater, schlich von Tisch zu Tisch und beobachtete alles ganz genau - es muß wohl der Chef des Hauses sein.
Einige Katzen standen gelangweilt herum und rauchten. Ja, Ihr habt richtig gehört, Katzen, die rauchten. Und zwar hatten sie Salatblätter zu Zigaretten gedreht. Na, das ist ja eine lustige Gesellschaft, dachte ich.

Plötzlich spürte ich um meine Füße etwas Felliges herumstreifen. Erschrocken blickte ich mich um und sah mich etwa zehn Katzen gegenüber. Sie blickten ganz furchterregend und auf einmal begann ein Kater mit mir zu reden. "Was suchst Du hier?" fragte er mich streng.
Ich war ganz verwirrt, dass eine Katze mit Menschen sprechen konnte. Aber im Märchen ist ja alles möglich. Nach kurzer Zeit hatte ich mich wieder gesammelt und antwortete ganz lässig: "Na was wohl, ich will mitspielen". Da öffneten sie das Scheunentor und der sprechende Kater deutete mir hineinzugehen. Bei meinem Eintreten wurde es still in der Scheune. Alle Katzen richteten ihre Augen auf mich.

"Hallo, Dosenöffner, setzt Dich hin und stör nicht weiter!" hörte ich - es war Kasimir, der mir dies zurief. Also so denkt mein Kater über mich - Dosenöffner nennt er mich, weil ich ihm manchmal die Dosen mit seinem Futter öffne, ging es mir durch den Kopf.
Ich setzte mich und langsam begann das Spielen wieder. Die Katzen fuhren mit ihrem Miauen, was wohl ihre Unterhaltung war, fort. Neugierig schaute ich einmal auf jenem Tisch, dann auf einem anderen zu. Schließlich wollte ich auch mitspielen und bat Kasimir um eine Handvoll Katzenkekse. Er hatte nämlich schon einen ganzen Berg davon gewonnen. Jetzt wurde mir auch klar, warum er manchmal kein Fressen wollte. Wenn er einen guten Tag hatte und viel gewann, wurde er durch seine gewonnenen Kekse satt.
Also begann ich mit dem Kartenspielen. Aber ich hatte nicht so viel Glück wie Kasimir und verlor sehr schnell alle meine Kekse. Die Katzen lachten über mich und schmeichelten als Entschädigung um meine Beine oder stupsten mit ihrer Nase an meine.

Auf einmal hörten wir einen lauten Warnton und blitzschnell verschwanden alle Katzen im Heu, durch Ritzen ins Freie oder liefen sonst wo hin. Ich stand ganz alleine da und wartete auf das, was jetzt kommen wird. Ich hörte ein Knurren vor dem Scheunentor. Gleich danach öffnete sich das Tor.
Drei Hunde standen draußen. Einer von ihnen hatte ein ziemlich zerbissenes Ohr, der zweite hatte ganz ordentliche Kratzspuren im Gesicht und der dritte war noch ein junger Hund. "Wo sind sie hin?" knurrte der Hund mit dem kaputten Ohr böse.
Da ich ja schon darauf gefaßt war, auch mit Hunden sprechen zu können, erwiderte ich ganz ruhig: "Wer?", da kam der mit den Kratzspuren im Gesicht näher: "Verstell' Dich nicht so. Wir reden von den Katzen, die wir hier mit unserer Nase aufgespürt hatten." "Katzen?" erwiderte ich, "welche Katzen?" und schaute die drei ganz harmlos an.
Das hätte ich nicht tun sollen. Denn nun begannen alle drei unmißverständlich zu knurren und stürzten sich auf mich. Schon wollte ich davon laufen, als sich drei oder vier Katzen vom Heuboden herunter fallen ließen, die drei Kerle ganz ordentlich anfauchten und gleich darauf begannen sie, die Hunde zu kratzen und zu beißen.
Jaulend liefen die Hunde über den Hof davon, verfolgt von einer Schar Katzen, die draußen gelauert hatte. Noch einige Zeit danach konnte ich die Hunde heulen und jammern hören. Die Katzen müssen sie wieder ganz wild zugerichtet haben.
Kater Kasimir kam von seiner Hundeverfolgung zurück. "Nun hast Du ja einen ganz guten Einblick in mein Leben am Vormittag bekommen. Wenn Du willst, nehme ich Dich auch am Nachmittag auf meinen Wanderungen mit." Na klar wollte ich! Und schon Kasimir lief los, er wollte nach Hause.
Bei der Hecke kroch er durch ein kleines Loch, drehte sich um und rief mir zu, ihm zu folgen. Das ging natürlich nicht, denn Menschen sind ja viel zu groß für kleine Löcher in der Hecke. Ich mußte also außen herum. Und so ging das dann weiter: Kater sprang, kroch und lief - und ich mußte stets einen weiten Umweg machen. Kasimir fand das furchtbar lustig und lachte. Wißt Ihr Kinder, wie Katzen lachen? Sie öffnen beim Lachen ganz leicht das Maul, fletschen ihre Zähne und schnurren dabei. Ja, so lachen Katzen.

Zu Hause angekommen, legte sich Kasimir gleich auf sein Sofa und schlief ein.


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e-mail: mosaik@eunet.at

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