Geschichten, die direkt ins Herz treffen | zurück | sitemap | mail | home |


Morgens um Fünf war die Welt noch in Ordnung...
...aber um halb sechs wurde ich von einem jämmerlichen Laut wach.

Schrie da nicht irgendwo eine Katze? Und warum klingt das so merkwürdig hallend? Schlaftrunken und hexenschußgequält mühe ich mich aus dem Bett.
Tatsächlich! Da schreit eine Katze!

Im Halbdunkeln suche ich zuerst nach meiner Brille und dann nach dem Lichtschalter und versuche zu lokalisieren, woher das Schreien kommt.
Ach du Schreck! Die Wohnungstür steht offen! Wer war das? Etwa Einbrecher? Panik macht sich breit...

Völlig kopflos rase ich in der Wohnung umher- der Hexenschuß ist vergessen- und versuche festzustellen, was überhaupt los ist und welche von meinen derzeit 14 Samtpfoten als vermißt gemeldet werden muß!
Bis auf GOLDIE, die auf der Fensterbank sitzt und verträumt in die Morgendämmerung schaut und KATI, die auf der Couch schläft, kann ich jedoch niemanden sehen.
Doch: NANCY sitzt auf ihrem Lieblingsplatz, dem Kleiderschrank.
Und BLÜMCHEN finde ich im Schuhschrank, aus dem sie mir völlig verschreckt entgegen sieht. Aber der Rest der Bande fehlt!

Also stürze ich ins Treppenhaus, denn woanders können sie ja nicht sein!
Und tatsächlich: eine Etage höher sitzt der scheue MISCHKA, er war es auch, der mich durch sein jämmerliches Schreien geweckt hat. Er kauert dort vor der Tür der Nachbarn und ist total desorientiert.
Meinen Rettungsversuch quittiert er mit Kratzen und Beißen, aber schließlich gelingt es mir doch, ihn wieder in die richtige Wohnung zu befördern.
Barfuß und mit wehendem Flanellnachthemd mache ich mich erneut auf die Suche nach den anderen Tigern. Die neugierige SPOOKY steht in der Wohnungstür und schaut dem Treiben interessiert zu.
Ein Stockwerk tiefer kauert MOMO und hat aus lauter Panik die Fußmatte der Familie B. vollgepinkelt. Zumindest sie ist dankbar, als ich sie auf den Arm nehme und in unsere vier Wände trage. Zwischenzeitlich ist wie aus dem Nichts mein Thai-Kater MERLIN aufgetaucht und von selbst zu seiner Futterstelle in die Küche marschiert.
Zurück im Treppenhaus kann ich gerade noch rechtzeitig die ebenfalls scheue ANTONIA davon abhalten, mit einem Satz durch ein gekipptes Treppenhausfenster zu flüchten. Auch sie kratzt und beißt und ich kann sie nur mit Mühe wieder in die Wohnung scheuchen. Dafür hat MERLIN nun beschlossen mal nachzuschauen, was da so im Stiegenhaus abgeht. Ich bin einem Nervenzusammenbruch nahe und klemme ihn mir recht rabiat unter den Arm- zurück mit dir in die Wohnung!

Also, so geht das nicht! Während ich eine Katze zurück ins Domizil befördere, sind zwei schon wieder entwischt!
Strategische Planung ist das Gebot der Stunde!

Ich schnappe mir daher eine Transportbox und die Wohnungsschlüssel und mache die Tür von außen zu, um weitere Fluchtwillige zu stoppen.
Dann systematische Suche im Treppenhaus. Dritter Stock: negativ.
Unsere Etage ist gleichfalls katzenfreie Zone, im ersten Stock auch kein Stubentiger in Sicht, gleichfalls im Parterre.
Hoffentlich ist um diese Uhrzeit noch niemand von den zweibeinigen Bewohnern auf die Idee gekommen aus dem Haus zu gehen und hat so einem vierbeinigen Monster die Flucht nach draußen ermöglicht!

Nein! Den Rest der Mannschaft finde ich im Keller.
Das dreifarbige PÜNKTCHEN leistet keinen Widerstand, auch die schüchterne TALIA läßt sich leicht einsammeln. Also zunächst mal diese beiden in die Wohnung gebracht und dann ein erneuter Weg in den Keller. In der äußersten Ecke unter der Kellertreppe finde ich dann auch die kleine Waldkatze BRANDY, die mit ihren langen Haaren dort Staubwedel spielt.
Fehlt also nur noch der dicke SAMSON, aufgrund seiner Leibesfülle liebevoll nur "Walze" genannt. Er ist nirgends zu finden!
Ich rufe und locke und mache Schmatzlaute. Auf die reagiert er normalerweise immer weil er denkt, irgendwo gibt es etwas zu futtern. Keine Resonanz!
Völlig entnervt setze ich mich erst einmal auf die Treppe, um zu verschnaufen. Doch dann höre ich ein mir wohlbekanntes Geräusch: "Walze" SAMSONs Schnarchen! Aber wo steckt er?
Und tatsächlich: selig schlummernd liegt er in einem hinter der Haustür abgestellten Kinderwagen! So konnte dann endlich gegen 7 Uhr die Katzenfangaktion in der B.-Str. 36 erfolgreich abgeschlossen werden und ich sank- erschöpft und einem Herzkasper nahe- auf mein Bett und gönnte mir trotz der frühen Stunde erst einmal einen Cognac, den hatte ich mir wahrlich verdient!
Aber wer oder was war die Ursache dieses Horrors?
Goldie (s. oben) kann Türen öffnen! (Ihre zwischenzeitlich neuen Besitzer wurden entsprechend vorgewarnt).

-Copyright: Gunda O´Neal-

Herzlichen Dank an Gunda!